Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat ihr bewährtes Einfaches Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe (EMKG) um ein neues Modul ergänzt: „Augen“.
Das EMKG ist dafür ausgelegt, dass Unternehmen Gefährdungen durch Gefahrstoffe systematisch beurteilen und passende Schutzmaßnahmen ableiten können, ohne tiefgehende Fachkenntnisse im Gefahrstoffrecht zu benötigen. Während bisher der Fokus auf Einatmen, Hautkontakt sowie Brand- und Explosionsschutz lag, fehlte ein systematischer Ansatz zur Bewertung augenbezogener Risiken. Mit dem neuen Modul wird diese Lücke geschlossen und Unternehmen erhalten ein praktisches Werkzeug, um Gefährdungen für die Augen zu bewerten und die passenden Schutzmaßnahmen zu wählen.
Warum ein eigenes Modul für den Augenschutz notwendig ist
Gefahrstoffe stellen für die Augen ein oft unterschätztes Risiko dar. Spritzer von Säuren, reizende Dämpfe oder feine Partikel können schnell zu Reizungen, Entzündungen oder sogar irreversiblen Schädigungen führen. In der Vergangenheit gab es zwar allgemeine Hinweise zum Augenschutz, jedoch fehlte ein eigenständiges Bewertungssystem innerhalb des EMKG.
Das neue Modul „Augen“ setzt genau hier an. Es erlaubt eine strukturierte Gefährdungsbeurteilung speziell für die Augen, die auf die tatsächliche Gefahrstoffsituation im Betrieb abgestimmt ist. So können Schutzmaßnahmen zielgerichtet umgesetzt werden.
So funktioniert das EMKG-Modul „Augen“
Wie bei den bestehenden EMKG-Modulen arbeitet auch das Augen-Modul mit dem bewährten dreistufigen Bewertungssystem:
- Gefährlichkeitsgruppe: Bestimmt sich anhand der H- und EUH-Sätze, die auf augenschädigende Eigenschaften eines Stoffs hinweisen (z. B. H318: „Verursacht schwere Augenschäden“).
- Mengengruppe: Es wird die aus den anderen Modulen bekannte Einteilung in klein (g/ml), mittel (kg/L) und groß (t/m³) vorgenommen.
- Freisetzungsgruppe: Anhand der Stoffeigenschaften und der Anwendungsart wird wie gehabt die Freisetzung in niedrig, mittel oder hoch eingestuft.
Aus der Kombination dieser drei Faktoren ergibt sich die empfohlene Maßnahmenstufe:
- Maßnahmenstufe 1: Basismaßnahmen wie das Tragen einfacher Schutzbrillen und die Einhaltung hygienischer Standards.
- Maßnahmenstufe 2: Weitergehende Maßnahmen, z. B. geschlossene Systeme, Spritzschutz, spezieller Augenschutz, oder die Bereitstellung von Augenspüleinrichtungen.
Die Vorgehensweise ist praxisnah, übersichtlich und lässt sich nahtlos in bestehende Gefährdungsbeurteilungen integrieren.
Dr. Andreas Timmann | Experte für Arbeitssicherheit
Unsere Empfehlung
Mit dem neuen EMKG-Modul „Augen“ steht Betrieben ein praktisches Werkzeug zur Verfügung, um den Augenschutz gezielt zu berücksichtigen. Es kann hilfreich sein, augenrelevante Gefahrstoffe zu erfassen, das Modul anzuwenden und daraus passende Schutzmaßnahmen abzuleiten, wie zum Beispiel Schutzbrillen oder Augenspüleinrichtungen. Auch eine spezielle Unterweisung der Beschäftigten im Umgang mit diesen Mitteln kann notwendig sein. Unterstützung bieten dabei die EMKG-Drehscheibe, die App oder weitere Materialien der BAuA.
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