Gefahrgut

Gefahrguttransporte auf der Autobahn: Großkontrolle und Unfall zeigen Risiken auf

Eine Großkontrolle auf der A 2 mit mehr als 200 festgestellten Verstößen und ein umgekippter Gefahrgut-Lkw auf der A 1: Zwei aktuelle Fälle aus Nordrhein-Westfalen verdeutlichen, wie schnell aus Routinefahrten ein Sicherheitsrisiko für Menschen und Umwelt werden kann. Wir fassen die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und zeigen, wo Unternehmen, die Gefahrgut befördern oder befördern lassen, genau hinschauen sollten.

4 Min.

30.12.2025
Leitkegel auf einer Straße vor einem Polizeiauto

Immer wieder geraten Gefahrguttransporte in den Fokus von Polizei und Behörden, sei es durch gezielte Kontrollen oder durch Unfälle mit Gefahrgutbeteiligung. Die jüngsten Beispiele von der Autobahn 2 bei Bielefeld und der Autobahn 1 bei Dortmund machen deutlich: Schwachstellen finden sich sowohl bei Fahrzeug und Ausrüstung als auch in der Organisation rund um Planung, Fahrpersonal und Notfallvorsorge.

Großkontrolle auf der A 2: Wie sicher sind Gefahrguttransporte wirklich?

Am 19.11.2025 kontrollierten Polizeibeamte gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnern rund 240 Fahrzeuge des gewerblichen Güter- und Personenverkehrs an den Raststätten Lipperland Süd und Nord an der A 2. Bereits die Bilanz zeigt die Dimension: Über 200 Verstöße wurden festgestellt, der Großteil davon direkt im Zusammenhang mit Fahrzeugen, Ladung und Fahrpersonal.

Bereits dieser eine Kontrolltag machte deutlich, dass sich die Defizite vor allem in sicherheitsrelevanten Kernbereichen bündeln:

Ladungssicherung und Fahrzeugzustand

68 LKW waren entweder unzureichend gesichert oder überladen; in mehreren Fällen untersagten die Beamten die Weiterfahrt. Hinzu kamen bei 12 LKW technische Mängel, die zum Teil so gravierend waren, dass 3 Fahrzeuge unmittelbar aus dem Verkehr gezogen wurden.

Gefahrgut und Schutzausrüstung

Die Spezialisten stellten 42 Verstöße im Gefahrgutbereich fest. Besonders deutlich wurde dies bei einem Sattelzug mit Schwefelsäure: Hier fehlte dem Fahrer ein Teil der vorgeschriebenen persönlichen Schutzausrüstung, ein klarer Verstoß gegen die ADR-Anforderungen.

Organisation und Fahrpersonal

Ergänzend zeigten sich Lücken in der betrieblichen Organisation: Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten, riskantes Fahrverhalten sowie unvollständige oder fehlende Qualifikationsnachweise unterstreichen, dass Sicherheit im Gefahrguttransport nicht nur eine technische, sondern auch eine organisatorische Aufgabe ist.

Die Ergebnisse der Kontrolle zeigen damit vor allem eines: Schon kleine Lücken bei Organisation, Ausrüstung oder Aufmerksamkeit können im Gefahrgutbereich schnell sicherheitsrelevant werden. Wie gravierend die Folgen sein können, wenn zusätzlich noch Übermüdung ins Spiel kommt, verdeutlicht ein weiterer aktueller Fall von der A 1.

 Unfall auf der A 1: Wie gefährlich ist Sekundenschlaf bei einem Gefahrgut-Lkw?

Wie gefährlich menschliche Fehler im Gefahrguttransport sein können, zeigt ein weiterer aktueller Fall von der A 1 bei Dortmund.

Am frühen Montagmorgen kam ein 28-jähriger Lkw-Fahrer nach bisherigen Erkenntnissen aufgrund eines Sekundenschlafs von der Fahrbahn ab. Der Lkw kippte in eine Böschung und blieb nahezu kopfüber liegen. Der LKW war mit als Gefahrgut deklarierten Bleisteinen beladen.

Ein großer Teil der Ladung verteilte sich im Böschungsbereich. Zudem liefen Betriebsflüssigkeiten aus und gelangten ins Erdreich. Die zuständige Umweltschutzbehörde übernahm die weiteren Maßnahmen bezüglich der Gefahrstoffe und Betriebsflüssigkeiten.

Der Fahrer blieb zwar unverletzt, muss aber mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen: Die Polizei stellte seinen Führerschein sicher und leitete ein Verfahren wegen Gefährdung des Straßenverkehrs ein.

Der Vorfall zeigt: Auch wenn Technik, Fahrzeug und Ladung formal den Vorschriften entsprechen, kann Übermüdung des Fahrpersonals schnell zu einem Ereignis mit erheblichen Auswirkungen auf Sicherheit, Umwelt und Infrastruktur werden.

Foto vom Autor Peter Rieger

Peter Rieger | Gefahrgut-Experte

Unsere Empfehlung

Die beiden Fälle machen deutlich, dass Gefahrguttransporte nur dann sicher sind, wenn Technik, Organisation und das Handeln der beteiligten Personen zusammenpassen. Um Unfälle, Zwischenfälle und Sanktionen zu vermeiden, sollten Unternehmen jetzt an ein paar zentralen Stellschrauben drehen:

  • Führen Sie regelmäßige, dokumentierte Kontrollen von Fahrzeug, Ladungssicherung und Gefahrgut-Ausrüstung vor Fahrtantritt durch.
  • Sensibilisieren und qualifizieren Sie Fahr- und Ladepersonal gezielt zu Gefahrgutkennzeichnung, Ladungssicherung und Verhalten bei Leckagen.
  • Stellen Sie sicher, dass Fahrerlaubnisse, ADR-Bescheinigungen und weitere Qualifikationsnachweise vollständig, gültig und jederzeit nachweisbar sind.
  • Prüfen Sie, ob alle für den Transport erforderlichen Unterlagen und Ausrüstungsgegenstände gemäß ADR vollständig, aktuell und einsatzbereit mitgeführt werden.
  • Etablieren Sie klare Vorgaben zu Lenk- und Ruhezeiten sowie zum Umgang mit Müdigkeit und verankern Sie diese fest in Ihren Tourenplanungen.
  • Holen Sie sich bei Unsicherheiten fachliche Unterstützung ein.

Wer diese Punkte konsequent angeht, stärkt nicht nur die Sicherheit im täglichen Betrieb, sondern reduziert auch das Risiko von Bußgeldern, Haftungsfällen und Imageschäden entlang der gesamten Transportkette.

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Quellen

Polizei Bielefeld (21.11.2025): POL-BI: Bilanz der Großkontrolle am 19.11.2025 an der Autobahn 2. Pressemitteilung. URL: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12522/6163242 (zuletzt abgerufen: 10.12.2025)

Polizei Dortmund (27.10.2025): POL-DO: Sekundenschlaf führt zu Unfall: Gefahrgut-LKW kippt auf der A 1 um. Pressemitteilung. URL: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/4971/6145905 (zuletzt abgerufen: 10.12.2025)

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